Schlagwort: Clown

  • Ö1 Leporello: Porträt des Politikers als Clown

    Ö1 Leporello hat mich über meine Arbeit als Politiker, Clown und Buchautor porträtiert. Weil ich darin einige mir sehr wichtige Dinge über den Zusammenhang zwischen politischem Engagement, Macht und Angst sagen durfte, möchte ich die Sendung hier zum Nachhören posten.

     

  • To Jango with Love

    Jango Edwards erhielt heute aus der Hand von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien. Wer Jango kennt wird sich nicht wundern, dass Festakt etwas anders verlief als normalerweise: Für die Ehrenzeichenkanzlei, aber auch für Kameraleute und manch andere Anwesende war Jangos Auftritt eine, sagen wir mal, Herausforderung.

    Hier die Laudatio, die ich auf Jangos Wunsch halten durfte. Auch meine Rede begann etwas ungewöhnlich: Mit nix. Also zumindest erstmal nicht mit Reden.

    This is about power. This is about freedom. This is about love. This is about things that Jango Edwards has given to us.

    One of the lessons I learned from Jango is that you don’t have to do nothing to get all that.

    I did nothing now, I just gave myself the freedom to do nothing – and I got all your attention. And you can believe me, it’s hard to do nothing, it takes a lot of courage to just stand here doing nothing. And I got all your attention. Maybe I should do that in the next session of the Gemeinderat. I’m sure I will get an Ordnungsruf, a call for obedience. (mehr …)

  • Frankfurter Rundschau: "Aus Freude am Subversiven"

    Die Frankfurter Rundschau hat mich für ihre Samstagsausgabe porträtiert:

    Klaus Werner-Lobo
    Aus Freude am Subversiven

    Von Kathrin Hartmann

    Vom Café aus schaut man über eine Piazza, eingerahmt von einem Parkdeck und Ikea. Das ist Europark, Salzburgs größtes Einkaufszentrum, 130 Läden, 300 Millionen Umsatz im Jahr. Klaus Werner-Lobo läuft entschlossenen Schritts über den Platz, der Wind spielt mit seiner Strubbelfrisur, man kann ihn schon von Weitem grinsen sehen. Er stellt seinen Koffer ab, sieht sich um und sagt: „Eh ein passender Rahmen.“

    Werner-Lobo ist Journalist und Autor des Standardwerks der Globalisierungskritik: „Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne“. Das investigativ recherchierte Buch (mit Co-Autor Hans Weiss) belegt, dass der Profit von Konzernen, deren Produkte den Alltag westlicher Konsumenten bestimmen, auf Menschenrechtsverletzung und Umweltzerstörung gründet: Adidas, Aldi, Bayer, Coca Cola, Danone, H&M, Nestlé, Ikea, Shell und andere. Es erschien 2001; kurz zuvor war beim G-8-Gipfel in Genua der Demonstrant Carlo Giuliani von der Polizei erschossen worden. Das Buch, jüngst in sechster Auflage und zum vierten Mal aktualisiert erschienen, wurde mehr als 150.000 Mal verkauft.

    Heute hat der Österreichische Gewerkschaftsbund den 43-Jährigen für einen Auftritt gebucht – im Theater im Einkaufsparadies. Später wird Werner-Lobo einen Schlapphut tragen und eine karierte Hose, die er sich bis fast unter die Achseln zieht: „Ich bin der Klaus. Und wie heißt´s ihr?“, wird er aus dem Lichtkegel fragen und Lacher ernten. Er wird nach einer albernen Tanzeinlage erklären, wie sich Ölkonzerne an den Bodenschätzen Nigerias bereichern, eines reichen Landes, in dem die Menschen in bitterer Armut leben. Und wie die Menschen in einem verzweifelten Kraftakt nach Europa fliehen und weggeschickt werden. „Das ist so, wie wenn ich zu meinem Nachbarn geh´, seinen Kühlschrank leer räume und mit seinem Bier eine Party mache. Und wenn mein Nachbar mitfeiern will, schmeiß´ ich ihn raus.“

    Es ist nichts Wehleidiges in seiner Stimme, sondern Wut. Witz. Leidenschaft. Das Publikum, das er angriffslustig ansieht, weiß nicht recht: Darf man das lustig finden? Manche lachen verhalten. Für Werner-Lobo ein Erfolg: Er will keine Lachsalven, sondern Irritation. Er hat diese Dinge oft in ernsten Vorträgen erzählt. „Das ließ die Leute manchmal mit einem Ohnmachtsgefühl zurück, das ich doch bekämpfen will.“ Der Clown sei Sinnbild des Unperfekten: „Die eigene Lächerlichkeit zeigen baut Distanz ab. Sie sollen denken: Wenn der Trottel das kann, kann ich das auch.“ Darum geht es ihm: „Wer lacht, hat keine Angst. Wer keine Angst hat, ist gefährlich für jene, die mit ihrer enormen Wirtschaftsmacht die Welt beherrschen.“

    Eigentlich, sagt er, hätten ihn Clowns nie interessiert. In Rio, wo er einige Zeit lebte, überzeugte ihn ein Interview mit einem politischen Clown: „Keine Figur verkörpert so sehr das Scheitern. Der glückliche Loser – der ist das Gegenteil unseres gesellschaftlichen Ideals, der widersetzt sich dem Wettbewerb, er ist subversiv.“

    In Rio lernte der Österreicher die Schauspielerei und ließ sich zum Clown ausbilden, unter anderem bei Leo Bassi und Jango Edwards. Die Freude am Subversiven, die Wut auf die Mächtigen ist Werner-Lobos Antrieb. „Ich weiß, dass die Unternehmen Millionen verlieren, wenn ihr Image angekratzt ist. Das macht mir einen Riesenspaß, denen die Profite zu verhageln. Wie einem Kind, das eine Sandburg kaputt haut.“ Kein Konzern, dessen Machenschaften Klaus Werner-Lobo aufdeckte, hat ihn verklagt – aus Angst vor weiterem Imageverlust.

    So irritiert und provoziert er auch im Alltag: Als die Erzdiözese Wien Hinweise zu einer Seligsprechung der österreichischen Kaiserin Zita sammelte, schrieb er den Kirchenmächtigen: Nach dreimaliger Anrufung Zitas habe sein von Verstopfung gequälter zwei Monate alter Sohn einen prächtigen Stuhlgang fabriziert – und erhielt prompt ein Dankesschreiben. Und als im März die SPÖ in Wien das Bettelverbot in der Innenstadt beschloss, organisierte er einen bunten Flashmob aus lauter Bettlern.

    Klaus Werner-Lobos Auffassung von Widerstand und Humor stößt nicht nur auf Begeisterung. Globalisierungskritiker betitelten ihn als „Nestbeschmutzer“, sagt er: „Diese Überzeugung ,Wir sind die Guten – das hat schon sektenartige Züge. Davon lasse ich mich nicht vereinnahmen.“ Neuerdings kandidiert er aber, obwohl parteilos, für die Wiener Grünen. Deren Chefin Maria Vassilakou hatte eine Rede gehalten, nachdem ein Mann in Abschiebehaft gestorben war, eine kompromisslose, antirassistische, systemkritische Rede. „Da standen mir die Tränen in den Augen. Ich dachte, wenn die so was sagt, dann passt da einer wie ich auch dazu.“

    Am Ende der Show verteilt Werner-Lobo Luftschlangen, die Stimmung ist gelöst, das Publikum jubelt. Draußen im Einkaufszentrum spielt eine spanische Folklore-Band. Menschen stehen drumherum, es ist kurz vor Ladenschluss, ihre Gesichter sehen erschöpft aus. Man möchte ihnen gern eine Luftschlange schenken.

  • WDR-Diskussion "Raus aus der Krise"

    Vor ein paar Wochen habe ich in der WDR-Sendung west.art am sonntag mit Matthias Horx, Ulrich Khuon, Gertrud Höhler und Rebekka Reinhard und Holger Noltze über das Thema „Raus aus der Krise – Wie müssen wir unser Leben ändern?“ diskutiert. Hier ein paar Ausschnitte aus der Sendung:

  • jetzt.de: Zum Beispiel Spaß

    jetztde „Werner-Lobo ist Autor und Clown“, steht seit Wochen unter dieser Kolumne. Diesmal möchte ich erklären, warum ich meine journalistische Ernsthaftigkeit gerne auch mal der Lächerlichkeit preisgebe.

    Immer wenn die Häuptlinge des nordamerikanischen Volkes der Hopi hoch zu Ross ihre Macht demonstrierten, zäumten die Chühü’wimkya ihre Pferde von hinten auf. Die „Gegenteilmenschen“, wie diese Clowns bei den Hopi hießen, provozierten dann lärmend und obszön gestikulierend Gelächter und stahlen ihren Führern die Show. Und wenn der mächtige Schamane das Volk mit Magie und Zauberei beeindruckte, wurde er von den Gegenteilern so ungeschickt imitiert, dass alle lachend seine Tricks durchschauten.

    Wirtschaftskrise, Klimawandel, Krieg, Umweltzerstörung, Ausbeutung, Diskriminierung, Arbeitslosigkeit, Sozialabbau: Das alles ist natürlich kein Grund zum Lachen. Oh nein: Es ist, je nach Geschmack und Tagesverfassung, zum Fürchten, zum Ausderhautfahren oder zum Verzweifeln. Ja eh. Nur: Das hilft alles nichts. (mehr …)

  • Reverend Billy in my Neighborhood

    Auf Einladung der Grünen besuchte Reverend Billy Talen, Gründer der Church of Life after Shopping, in Wien. Ähnlich wie die Yes Men oder Leo Bassi nützt der „Prediger gegen den Konsumismus“ Humor und Schauspiel für seine politische Message.

    Nun kandidiert der Stop-Shopping-Priester sogar für das Amt des Bürgermeisters von New York. Sein Wahlprogramm: „The Rise of The Neighborhoods“ – Nachbarschaftliche Solidarität gegen Gentrifizierung und Kommerzialisierung. Das wäre für hiesige Kommunalpolitik eine gute Idee. Change-a-luja!

  • Leo Bassi: "Die Rechte ist steinzeitlich"

    utopia-thumbAm kommenden Dienstag startet der „Anarchoclown“ Leo Bassi in Madrid sein neues Programm „Utopia“. Bassi hat in den letzten Jahren vor allem mit seiner religionskritischen Show „La Revelación“die Gemüter erhitzt und dafür in Spanien sogar Morddrohungen, ein versuchtes Bombenattentat und politische Zensur vonseiten rechtskatholischer Fundamentalisten geerntet. Vergangenen Mai hatte ich das Vergnügen, mit meinem Clownlehrer selbst auf der Bühne des Wiener Orpheum zu stehen. Mit „Utopia“ will Leo Bassi nun die utopienlose Linke herausfordern. Ab März kommt geht er damit auch in Deutschland und Österreich auf Tournee.

    Der linken spanischen Tageszeitung Público gab der Clown, Narr und politische Provokateur dieser Tage ein  Interview, das ich hier leicht gekürzt übersetzt habe, weil ich Bassis Gedanken trotz einiger Kritikpunkte (z.b. die Nichterwähnung der Hamas-Verbrechen bei der Verurteilung Israels) sehr inspirierend finde. Ich bin mit meinem Spanisch ein bisschen aus der Übung, Korrekturvorschläge sind also willkommen.

    Wann entstand die Idee für „Utopía“?
    Utopía ist die Konsequenz aus „La Revelación“, dieser drei Jahre voller Probleme, Bedrohungen und politischen Drucks. Ich wurde allein gelassen. Die linken Parteien wollten sich nicht die Finger schmutzig machen und haben sich zurückgehalten, nur einige wenige haben Farbe bekannt. Eine schaurige Erfahrung: Mit Leibwächter zu leben, unter Polizeischutz aufzutreten. Aber ich bin stolz darauf, dass ich die Rechte mit einem einfachen Theaterstück bei den Eiern gekriegt habe. Das zeigt, welche Kraft noch immer im theatralischen Akt steckt. Es waren drei auf einer menschlichen Ebene sehr intensive, außerordentlich reichhaltige Jahre voller Emotionen. Vielleicht sollte ich der der Alternativa Española, der Falange und Hazteoir (katholisch-faschistische Organisationen, Anm. d. Übers.) für diese außerordentliche menschliche Erfahrung danken.

    Aber warum zielt die Kritik in deinem neuen Stück nun auf die Linke?
    Die Ziele der Ultrarechten sind sehr eindeutig. Dafür sind sie unter Umständen sogar bereit zu töten. Aber die Linke scheint nicht zu wissen, wohin sie will. Utopien sollte für Linke das sein, was der Glaube für die Gläubigen ist. Ich wollte ein Stück machen, um die Linke daran zu erinnern was ihre Ideen einmal waren. Und warum es an Leidenschaft fehlt, warum es diese ideologische Leere gibt. Von Utopien zu reden ist ja schon fast schon etwas Negatives: Du wirst als Verrückter und Rückständiger bezeichnet. (mehr …)

  • You the people have the power

    Weil’s immer wieder schön ist, hier meine Weihnachtswünsche:

  • Megaphon: "Lachen gegen die Angst"

    In der Dezemberausgabe des Grazer Straßenmagazins Megaphon habe ich über Politik und Humor geschrieben:

    Lachen gegen die Angst

    Nichts fürchten die Mächtigen mehr als Menschen, die Spaß haben

    Immer wenn die Häuptlinge des nordamerikanischen Volkes der Hopi hoch zu Ross ihre Macht demonstrierten, zäumten die Chühü’wimkya ihre Pferde von hinten auf. Die „Gegenteilmenschen“, wie diese Clowns bei den Hopi hießen, provozierten dann lärmend und obszön gestikulierend Gelächter und stahlen ihren Führern die Show. Und wenn der mächtige Schamane das Volk mit Magie und Zauberei beeindruckte, wurde er von den Gegenteilern so patschert imitiert, dass alle lachend seine Tricks durchschauten. (mehr …)