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Brasilien

schwein gehabt

cobra

die letzten tage war ich mit meinem freund philipp auf der wunderschönen ilha grande und hab dort einen spaziergang quer über die insel zu den überresten des alten gefängnisses gemacht, in dem während der militärdiktatur politische gefangene und bis in die neunziger jahre schwerverbrecher interniert waren.

auf dem rückweg wär ich fast auf eine schlange draufgestiegen, die ich dann fotografiert und heute über sie ein bisschen recherchiert habe:

„das gift der coral attackiert das zentralnervensystem und tötet fast immer“, heißt es da. „die schlange ist aber nicht so gefährlich, weil sie sich nicht zum angriff vorbereitet. ihre opfer sind vor allem kinder die barfuss gehen“. oder so wahnsinnige wie ich, die das im urwald auch gerne tun.

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Clandestino

Was mir nicht gelungen ist, hat der Muamba wiedermal geschafft: Mit einem bühnenreifen Auftritt in der Botschaft die Autoritäten verwirrt und mir ein Visum verschafft. Ich bin jetzt legal!

Ai que saudades!!!

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Teure Hausarbeit

Eine Studie der Universidade Federal Fluminense hat erstmals den volkswirtschaftlichen Wert unbezahlter Hausarbeit in Brasilien berechnet – mit dem Ergebnis, dass dieser rund 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bzw. jährlich 225 Milliarden Reais (80 Mrd. Euro) beträgt. Das ist mehr als die gesamte Landwirtschaft.

Studienleiterin Hildete Pereira de Melo berechnete, dass 68 Prozent der Hausarbeit (inklusive Kindererziehung) von Frauen erledigt wird, was bedeutet, dass die Ungleichheit der Aufteilung häuslicher Pflichten in den letzten Jahren leicht gesunken ist. Während Frauen im Schnitt 27 Stunden in der Woche mit Waschen, Kochen und Kinderhüten verbringen, sind es bei Männern nur 11 Stunden. Nicht eingerechnet sind professionelle Dienstleistungen (zahlreiche brasilianische Haushalte beschäftigen Dienstmädchen oder zumindest Putzfrauen).

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Axé

heute nacht hat mich márcio auf ein ritual der afrobrasilianischen religion candomblé mitgenommen. der candomblé wurde von afrikanischen sklavInnen überliefert und ist zum unterschied von christlich/jüdisch/islamischen traditionen nichtautoritär und diesseitsgewandt – so ist zum beispiel das repressive konzept der sünde unbekannt. ziel ist im wesentlichen, von den orixás, den griechischen göttern vergleichbare mächte, durch rituale die universalenergie axé zu erlangen. axé ist der luftstrom des lebens, ähnlich dem fernöstlichen „chi“, mit dem etwa die traditionelle chinesische medizin oder lehren wie reiki, chi gong etc. arbeiten.
bis acht uhr früh wurden mit tänzen, trommeln, gesängen und afrikanischem essen vor allem der orixá der krankheiten und heilkunst obaluayiê gefeiert, dessen gesicht und körper unter einer maske und kutte aus stroh verborgen ist. frauen in weiß tanzten sich in trance und empfingen den „axé“ von den göttern, um ihn an die umstehenden weiterzugeben. zuvor wäre ich vor erschöpfung fast umgekippt, währenddessen steinalte frauen stundenlang exzessiv abtanzten.

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Unmoralisches Angebot

In Rio tagt gerade eine internationale Aids-Konferenz. Brasilien verfolgt seit Jahren eine aktive Anti-Aids-Politik; mit der kostenlosen Verteilung von Millionen von Kondomen und der ebenfalls kostenlosen Abgabe von Aidsmedikamenten ist es gelungen, die Rate der Neuinfektionen und Erkrankungen dramatisch zu senken. Mit der Drohung, die Patente zu brechen, hat die Regierung den Pharmakonzernen Zugeständnisse zur billigen Abgabe antiretroviraler Medikamente abgerungen.

Die US-Regierung hat Brasilien 40 Millionen Dollar für die Aids-Bekämpfung angeboten – unter der Bedingung, die Prostitution unter Strafe zu stellen. Sexuelle Dienstleistungen unter Erwachsenen sind in Brasilien legal und gesellschaftlich relativ weitgehend akzeptiert. Für die SexarbeiterInnen bedeutet das in erster Linie Schutz vor Diskriminierung und Zugang zu Gesundheitseinrichtungen. Ein Verbot würde diesen Schutz aufheben – und damit die Gewinne der US-Pharmakonzerne in die Höhe schnellen lassen. Brasilien hat das Angebot abgelehnt.

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Kriegsrecht in Europa

„There is only one sure way to stop a suicide bomber – destroy his brain instantly, utterly. That means shooting him with devastating power in the head, killing him immediately“, kommentiert Londons Polizeichef John Stevens die Erschiessung des unschuldigen Brasilianers Jean Charles Menezes durch Polizisten. Auch Bürgermeister Ken Livingstone, ein erklärter Gegner des Irakkrieges, rechtfertigt die „Shoot-to-kill-policy“ im Kampf gegen den Terror.

Schließlich hätten die Polizisten nicht wissen können, ob der für die Jahreszeit zu warm gekleidete Mann nicht einen Bombengürtel getragen habe, gibt auch Österreichs Ex-Innenminister Caspar Einem die „Berufssituation von Polizisten“ zu bedenken. Kann man ja nie wissen, oder? In den Online-Leserforen wird bereits argumentiert, dass sich der Brasilianer halt rascher ans britische Wetter anpassen hätte sollen.

Wer seinen mangelnden Integrationswillen in die europäische Gesellschaft durch zu warme Kleidung, nicht sofortiges Reagieren auf Zurufe von Polizisten und womöglich noch dünklere Hautfarbe unter Beweis stellt, muss also künftig damit rechnen, als potenzieller Selbstmordattentäter eine ins Hirn geblasen zu kriegen. Instantly, utterly, with devastating power, yeah!

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aus dem leben eines clowns

ich hab an dieser stelle schon mal von meinem clownlehrer márcio libar erzählt. heute nachmittag erzählte er mir bei einem ausgedehnten strandspaziergang an der praia do flamengo wie es dazu kam, dass er vor einem monat seine tochter kennenlernte:

mit 19 jahren verbrachte der heute 39jährige eine nacht mit einer jungen frau, die daraufhin schwanger wurde und auf nimmerwiedersehen verschwand. márcio erfuhr damals von der schwangerschaft, wusste aber nicht einmal den nachnamen der frau – und sie vermied jeden kontakt. das war vor 20 jahren.

vor ein paar monaten hat márcio einen befreundeten astrologen aufgesucht, der ihm prophezeite dass er demnächst seine tochter kennenlernen würde. daraufhin ging er für zehn tage in ein terreiro – so nennt man die kultstätte der afrobrasiliandischen religion candomblé – und rief die geister an. die mãe de santo (priesterin) riet ihm daraufhin, er solle im orkut (eine internet-kommunikationsplattform) nach ihr suchen, die geister würden ihm dann schon den namen sagen. oder habt ihr geglaubt die götter sind nicht im internet? er hat dann tatsächlich auf gut glück irgendwelche namen eingegeben an die er sich grob zu erinnern glaubte – und plötzlich stieß er auf das foto einer 19jährigen, die ihm wie aus dem gesicht geschnitten ist (wer im orkut ist findet sie in meiner freundesliste). das war vor einem monat.

er hat ihr dann gemailt – und sie antwortete, dass sie seit jahren auf der suche nach ihrem vater sei und die mutter nichts sagen wollte. sie haben sich dann getroffen und einen dna-test gemacht – er ist tatsächlich der vater!!! ich habe giuliana bereits kennengelernt – sie ist ihm nicht nur äußerlich ähnlich, sie redet wie er, gestikuliert wie er und hat das gleiche charisma wie ihr vater. und ich hab glaub ich selten glücklichere menschen gesehen!

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All creatures are full of fear

…especially the scary ones.

der satz stammt aus dem aktuellen batman-film und hat sonst mit nix was zu tun. und das bild hat auch mit nix was zu tun, zumindest hab ich nicht geheiratet, dafür aber heute die aufnahmsprüfung für die schauspielschule (bildhintergrund) gemacht. in „beijo no asfalto“ von nelson rodrigues werde ich von meinem schwiegervater erschossen. und in „casamento suspeitoso“ von ariano suassuna trete ich als pfaffe mit ausländischem akzent auf. praktisch. ich habs extrem genossen, am liebsten würd ich sofort wieder auf die bühne zurück. ICH BIN BÜHNENGEIL!!! GEIL! GEIL! GEIL!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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Rios Gays und SympathisantInnen feiern

gayparade
Heute war Parade der Schwulen, Lesben und Transgenderleute. Die Forderungen sind die selben wie in anderen Ländern: Gegen Diskriminierung, für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Rio ist Anziehungs- und Fluchtpunkt für Homo- und Transsexuelle aus ganz Brasilien und verfügt über eine gute queere Infrastruktur. Davon profitiert allerdings in erster Linie die Mittelschicht – arm und schwul oder vor allem transsexuell zu leben und zu lieben bedeutet immer noch verstärkte gesellschaftliche Ächtung.

Von dieser zeugen auch die Bezeichungen „bicha“ (Tier) und „viado“ (Vieh) – und vom gestiegenen Selbstbewusstsein der Schwulen die Tatsache, dass sie diese Bezeichnungen mittlerweile selbst verwenden. Dieses Selbstbewusstsein wurde auch bei der heutigen Parade lautstark und fröhlich zur Schau gestellt.

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