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Jetzt haben wir also unseren Karikaturenstreit

Im Mai haben die Grünen Wien gemeinsam mit der Initiative Comics gegen Rechts das erste 24 Stunden Comics gegen Rechts veranstaltet: Zwei Dutzend vorwiegend junge Menschen haben 24 Stunden lang ihre eigenen künstlerischen Ausdrucksformen gegen rassistische Hetze, AusländerInnenfeindlichkeit und rechte Politik zu Papier gebracht. Die Ergebnisse sind hier zu bewundern.

Weil wir das Medium Comic nicht den Rechtsextremen überlassen wollen, haben wir daraufhin zum Wettbewerb Zeichnen gegen rechts aufgerufen und eine Auswahl der eingereichten Zeichnungen als Freecards gedruckt. Die Idee dahinter: Anstatt sich als Partei eine Kunstform anzueignen, wollen wir die eigenständige Intervention junger KünstlerInnen unterstützen.

Eine der eingereichten Karikaturen fand dieser Tage den Weg in die Zeitungen und sorgt dort für Aufregung. Michael Wittmann thematisiert darin seine Wahrnehmung der Asylpolitik von Maria Fekter: Die Innenministerin der katholisch verbrämten ÖVP holt sich beim Teufel Rat über weitere Verschärfungen der Asylgesetze, der wiederum verweist auf sein „bewährtes Konsulententeam“, den in der Hölle schmorenden Diktatoren Stalin, Hitler, Pinochet und Mussolini. Heftig? Ja. Überspitzt? Auch. Seriös? Natürlich nicht, ist ja ein Comic! Zulässig? JA!!! Weil Kunst heftig, überspitzt und unseriös sein soll und darf. Und es ist Aufgabe der Politik, diese künstlerische Freiheit nicht nur zuzulassen, sondern aktiv zu fördern (siehe auch mein Blogbeitrag zu einem ebenfalls heftigen Musikvideo über den FPÖ-Chef).

Wenn uns also der gestrige „Standard“ wegen des abgedruckten Bildes mangelnde Seriösität vorwirft, hat er offenbar den Unterschied zwischen Kunst und Politik nicht verstanden. Ist das Abschieben von Menschen in den Tod, Minderjährige in Schubhaft stecken, die Zerstörung von Familien und eine „rote Karte“ für AsylwerberInnen seriös? Ist es nicht Aufgabe kritischer KünstlerInnen, gerade hier auch auf geschichtliche Parallelen im Sinne eines „Wehret den Anfängen“ hinzuweisen?

Erstaunlich auch der Gleichklang der Qualitätszeitung mit dem Gratisblatt „Heute“ („Grüne Entgleisung im Wahlkampf„), die ebenfalls seit Wochen jeden Kleinscheiß zum generellen Grünen-Bashing nutzt. Dem ÖVP-Generalsekretär, der dort von „Verhöhnung der Opfer des NS-Terrors und der stalinistischen Diktatur“ spricht, antwortet der Künstler Michael Wittmann auf seiner Facebookseite: „Wieso es diese Opfer verhöhnen soll, wenn Hitler und Stalin in der Hölle gezeigt werden, bleibt erklärungsbedürftig. Tatsächlich verhöhnt Kaltenegger mit seiner Intervention die Opfer fekterscher Asylpolitik, von denen er offenkundig ablenken möchte.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Update 17h: Auch news.at berichtet. Und zwar anhand der Fakten – tut gut, mal wieder korrekt zitiert zu werden.

6 Kommentare zu „Jetzt haben wir also unseren Karikaturenstreit“

  1. @wolfgang
    wenn 40% nicht wählen, dann sollten auch nur 60% der mandate besetzt werden.
    also bei hundert gemeinderatssitzen und einer wahlbeteiligung von 60% würden eben nur 60 sitze vergeben werden.
    das wäre gut für die qualitätssicherung&steigerung von politik.
    aber das werden die politik-abcasher sicher nicht beschliessen.

    @lobo ich glaub du lebst im märchenwald wenn du glaubst so ein artikel hätte auch nur einen kleinen einfluss aufs wahlverhalten. ständig wird von politikern dingen eine bedeutung beigemessen, die sie nur sehr unwahrscheinlich haben. quantifizieren kann man das sowieso nie.

  2. @Helge ich glaub auch dass die Artikel unterm Strich gut fürs Wahlergebnis der Grünen im Sinne der Aufmerksamkeit und Profilschärfung sind, in diesem Sinne freue ich mich sogar drüber, aber zumindest beim Standard stört mich das journalistische Niveau – als Leser, nicht als Grüner.

  3. Was ist an den Artikeln von Standard und Heute schlecht? Also schlecht für die Grünen? Kann mir nicht vorstellen, dass so ein Artikel Stimmen kostet, aber er bringt Aufmerksamkeit.

  4. ad Toni Kuzmi:
    Stimmt nicht. Die 40% NichtwählerInnen werden zwar die mengenmäßig größte Gruppe sein, aber sie sind definitiv nicht die Wahlgewinner sondern die totalen Wahlverlierer. Weil sie durch das Nichtwählen jeden Einfluß auf die Politik einfach aufgeben. Ich werde das nie verstehen.

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