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Tranquilidade

Natal ist die Hauptstadt von Rio Grande do Norte. Es gibt dort eigentlich nix, ausser Direktfluege von Europa, weshalb der Sextourismus blueht (blueht? welkt?). Vor ein paar Tagen haben sie zwei Spanier verhaftet, weil sie mit 17jaehrigen aufs Zimmer gegangen sind. Zeitungen, Kirche und Politik beklagen genuesslich den moralischen Verfall. Ueber die oekonomischen Ursachen, die die Maedels, meist junge Muetter, auf die Strasse treiben, verlieren sie kein Wort. Viel verdraengte Traurigkeit allerseits.

Suedlich von Natal weicht die Tristeza der Tranquilidade. In Pirangi waechst der weltgroesste Cajú-Baum mit 10.000 m² Grundflaeche. Einmal Rundherumgehen sind 2,5 Kilometer! Noch weiter suedlich ist Pipa, da schwimmen die Delphine fast bis ans Ufer. Ich geh am Strand entlang und erreiche nach drei Stunden das Dorf Sibaúma, das vor Jahrhunderten von afrikanischen SklavInnen gegruendet wurde, die aus Angola versschleppt wurden und das Schiff gekapert haben.

Das Dorf mit seinen etwa hundert kleinen Huetten erinnert mich an Mosambik. Gleich beim Ortseingang bittet mich ein aelterer Herr in seine Huette aus rotem Lehm. Es gibt nur einen Raum, dessen Waende mit schoenen Meerestiermotiven bemalt sind.

Das Dorf ist der Frieden selbst. Kinder spielen auf der Strasse, freundliche Menschen rufen sich gegenseitig und auch mir freundliche Dinge zu, fahren Fahrrad und reiten kleine Pferde. Wenige Autos, weisser Sandstrand und Kokospalmen. Wenn ich mal auf Internet und den restlichen Halligalli verzichten kann, will ich hier leben. Es gibt kein Restaurant, nur einen kleinen Kiosk mit frischem Kokoswasser, Fleischbaellchen und Kuchen fuer insgesamt 30 Cent. Nach Pipa zurueck fuehrt nur der Schulbus.

Beim Einsteigen steckt mir ein Maedchen einen Zettel mit einer Telefonnummer zu: „Das ist von Alina.“ Ich bitte den Busfahrer zu warten, soviel Zeit muss sein, gehe zurueck zum Kiosk, doch Alina fluechtet. Naja, vielleicht beim Naechstenmal.