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Diverse

So genannte Schulden

Zeitgleich mit einem Artikel in der Zeit, der lediglich gängige rassistische Klischees bedient, veröffentlichte die entwicklungspolitische Organisation WEED den Schuldenreport 2004.

Während IWF und Weltbank, deren Herbsttagung am 4. und 5. Oktober 2004 in Washington stattfand, private Kapitalflüsse als Mittel der Entwicklungsfinanzierung vertreten, zeigt der WEED-Report, dass sich diese auf eine Gruppe von Schwellenländern konzentrieren. Den beiden mächtigen Finanzinstitutionen gehe es lediglich um die größtmögliche Rendite, nicht um Armutsbekämpfung. Die absolute Armut (weniger als ein US-Dollar pro Tag) habe in Subsahara-Afrika, den arabischen Staaten, in Mittel- und Osteuropa sowie in der ehemaligen Sowjetunion sogar wieder zugenommen.

In der Diskussion um Reformprozesse und Alternativen bewertet der Report u.a. das Entschuldungsverfahren im Rahmen der HIPC-Initiative (Highly Indebted Poor Countries) und setzt sich mit Basel II, einem Anfang Juli beschlossenem Regelwerk zur Bankenaufsicht, auseinander. Neben dem weiterhin aktuellen Instrument der Kapitalverkehrskontrollen wird das wechselkurspolitische Konzept des Managed Floating vorgestellt.

Brasilien zum Beispiel kämpft mit einer riesigen Schuldenlast (siehe mein Artikel für die Welt am Sonntag), die zu einem großen Teil aus krummen Geschäften westlicher Banken und Konzerne wie Siemens mit dem ehemaligen Militärregime stammt und 65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Allein die Zinsen von 7,5 Prozent des BIP machen jede ernsthafte Form von Armutsbekämpfung unmöglich. So sind 50 Millionen BrasilianerInnen unmittelbar von Hunger betroffen, obwohl das Land einen Budgetüberschuss von 3,75 Prozent vor Schuldendienst erwirtschaftet.

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Modern Slavery Thriving in the U.S.

Eine Studie der University of California kommt zum Ergebnis, dass in den USA mindestens 10.000 Menschen unentgeltliche Zwangsarbeit verrichten. Vor allem in Sweatshops, Restaurants, Hotels, landwirtschaftlichen Betrieben und Haushalten sowie in der Sexbranche werden Sklaven und Sklavinnen beschäftigt.

Betroffen sind in erster Linie illegalisierte EinwandererInnen. „The most shocking aspect of this report is that modern-day slavery still exists,“ berichtet Berkeley-Professorin Laurel Fletcher. „Slavery is a problem the public thinks we solved long ago, but, in fact, it’s alive and well. It has simply taken on a new form.“

Volltext der Studie vom September 2004 (73 Seiten) als pdf: Hidden Slaves: Forced Labor in the United States

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Masters of Ceremony

mc

Wer „8 miles“ mit Eminem gesehen hat, weiß was ein MC Battle ist: Zwei Rapper reimen zu fetten Beats um die Wette, das Publikum bestimmt den Sieger per Gebrüll. Star bei der Liga dos MCs im Teatro Rival im Zentrum von Rio war gestern DJ Negralha (Foto), der über das Leben in der Favela improvisierte.

Zur Eintrittskarte gab’s gratis eine Packung Heftpflaster in zwei verschiedenen Brauntönen: Weil Konsumprodukte so gut wie selbstverständlich für Weiße designt sind – zum Beispiel als rosafarbene Hautpflaster – versuchen Schwarze dem selbstbestimmte Lebensstile entgegen zu setzen: Schwarze Musik, Mode, Zeitschriften, Spielzeugpuppen und nun eben auch Pflaster.

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Wahlqual

am sonntag wird in brasilien kommunalgewaehlt. fuer die regierung ist vor allem das ergebnis in são paulo von bedeutung, wo die kandidatin von lulas arbeiterpartei PT, marta suplicy, und josé serra vom sozialdemokratischen (neoliberalen) PSDB in den umfragen bei jeweils 35 prozent liegen.

waehrend die paulistas gerne abwechslung haben (was gegen buergermeisterin suplicy spricht), setzen die cariocas tendenziell auf bewaehrtes, auch wenn sich rios favorit cesar maia vom rechtsliberalen PFL lediglich durch autoritaritarismus bewaehrt hat. so wollte er vor wenigen monaten eine mauer (ja, sowas wie in berlin oder palaestina) rund um die favela rocinha errichten lassen, um die angrenzenden wohlstandsviertel vor der ausufernden kriminalitaet zu schuetzen.

die anderen kandidaten sind aber auch nicht viel toller: der in den umfragen zweitplatzierte crivella ist prediger der erzkonservativen, evangelikalen freikirche „igreja universal“. und die linken parteien grundeln bei fuenf prozent herum.

dafuer gestaltet sich der wahlkampf fantasievoll: durch alle strassen touren lautsprecherlaster und bruellen uns die nummern von mandatarinnen hinterer listenplaetze entgegen: „quatorze-sete-sete-sete, quatorze-sete-sete-sete“ (14777, fehlt nur noch das „ruf mich an!“).

dazwischen faehrt ein als weihnachtsschlitten verkleideter vw kaefer (mit plastikweihnachstmann und plastikelchen) und wirbt fuer einen anderen kandidaten, der „amor, paz e dinheiro“ verspricht. gewaehlt!

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Chirac prophezeit Rebellion der Armen

Brasiliens Praesident Luiz Inácio Lula da Silva schlug gestern in New York gemeinsam mit den Regierungschefs von Chile, Frankreich und Spanien die Einfuehrung einer internationalen Steuer auf Finanztransaktionen zugunsten der Armutsbekaempfung vor.

Sogar Frankreichs konservativer Praesident Jaques Chirac verteidigte den Vorschlag gegen die USA mit dem Hinweis, dass bereits mehr als hundert Laender fuer die Einfuehrung einer solchen Steuer seien. Chiracs denkwuerdige Warnung: „Der Lohn für Selbstsucht ist Rebellion.“

Auch der Vorschlag einer Steuer auf internationalen Waffenhandel stiess auf den Widerstand der Vereinigten Staaten. Lulas Seitenhieb auf die US-Regierung: „Hunger ist die gefaehrlichste Massenvernichtungswaffe der Welt.“

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Anstandsfragen

Letzte Woche verabschiedete das brasilianische Parlament zwei Gesetzesnovellen, die den Weg ins 21. Jahrhundert weisen: Erstens wird Ehebruch nicht mehr als kriminelle Handlung angesehen.

Dafuer ist zweitens in Hinkunft Sex „mittels Betrug“ generell ein Verbrechen und nicht nur (wie bisher laut Gesetz), wenn er mit einer „anstaendigen Frau“ veruebt wurde. (Oja, Sex kann auch veruebt werden…)

Nicht novelliert wurde hingegen jene Passage, die die Entfuehrung von Frauen betrifft. Ihr zufolge verringert sich die Strafe um ein Drittel, „wenn die Entfuehrung zum Zwecke der Heirat erfolgte, und um die Haelfte, wenn der Taeter das Opfer freilaesst oder an einen sicheren Ort in Verfuegung der Familie bringt, ohne mit ihr irgendeinen libidinoesen Akt praktiziert zu haben.“

Und jetzt darf man nicht einmal mehr unanstaendige Frauen entfuehren.

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Chomsky vs. Nader

Das, was wir unter Demokratie verstehen, treibt ja häufig seltsame Blüten. Nun ruft sogar der bekennende Anarchist Noam Chomsky zur Wahl von John Kerry auf – und zwar die potenziellen WählerInnen von Grün-Kandidat Ralph Nader, den Chomsky noch letztes Mal unterstützt hat.

Diesmal aber sei es top priority, George Bush zu stoppen: Noam Chomsky, Barbara Ehrenreich, Cornel West and others urge supporters of Ralph Nader to drop him to stop Bush.

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