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Clowns

Geheime Clownrebellenarmee

Subversion mit roter Nase: In England sorgt eine Clownguerrilla für Verwirrung im System. Mit dem Aufruf „Run away from the Circus – join the Circa“ ruft die Clandestine Insurgent Clown Rebel Army (Circa) zur Rebellion gegen das kapitalistische Herrschaftssystem auf.

Die erste Aktion konzentrierte sich 2003 auf einen Staatsbesuch des US-Präsidenten, als die Rebellentruppe dazu aufruf, George Bush durch einen „echten“ Clown zu ersetzen. Seit Oktober veranstaltet die Tarnorganisation CRAP (Capitalism Represents Acceptable Policy) den „Jährlichen Marsch für den Kapitalismus“ durch Londons Innenstadt. Mit Slogans wie „Tax the poor“, „Bombs not Bread“, „War is good for the economy“, „Climate change? Bring it on“ und „Free Trade not Fair Trade!“ ermutigten sie KundInnen von Starbucks und Pizza Hut zum Konsum, wurden aber danach von Clowns mit Spießen und schlechten Witzen attackiert.

Mittlerweile gelten die Clownrebellen in England als echtes Sicherheitsrisiko – „Because nothing undermines authority like holding it up to ridicule“. Die Polizei ist hilflos, weil sie sich bei (bereits stattgefundenen) Verhaftungen der Lächerlichkeit preisgibt. Und es wird weiter rekrutiert. Das Basic Rebel Clown Training umfasst fünf Phasen:

* Finding the Inner Clown
* Subversive Play
* Civil Disobedience and Direct Action
* Bouffon Manoeuvres
* Marching and Drilling

„Clowns reden immer von derselben Sache: Sie reden von Hunger. Hunger nach Essen, Hunger nach Sex, aber auch Hunger nach Würde, nach Identität, nach Macht. Letztendlich stellen sie die Frage wer befiehlt und wer protestiert.“ (Dario Fo)

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12 horas

ich leide an einer in tropischen regionen fatalen krankheit: ich habe pünktlichkeit. in brasilien pünktlich zu sein ist nicht nur sinnlos, sondern unhöflich. wenn dich zum beispiel jemand für neun uhr einlädt und du kommst vor elf, dann ist das schlicht und einfach aufdringlich. verkompliziert wird die sache dadurch, dass kinos, flüge, busreisen und andere ereignisse oft pünklich beginnen. und oft nicht. nur bei konzerten kann man sich darauf verlassen, dass sie später anfangen.
private termine wiederum folgen dem spiel der freien kräfte. seit einiger zeit interessiere ich mich für eine frau. für samstag hatte ich sie zum mittagessen eingeladen. sie versprach um 10 uhr vormittags nochmal anzurufen um mir ihre ankunftszeit mitzuteilen.
um zwölf uhr mittag rufe ich ihre mobilbox an.
um ein uhr erreiche ich sie persönlich. sie sagt, dass sich das mit dem mittagessen nicht ausgehen wird, aber wir könnten uns um drei bei einer super veranstaltung treffen. um fünf vor drei ruft sie an, dass sie noch schnell den text fertigschreibt und dann halt einfach nachkommt.
die veranstaltung beginnt um vier und ist super. nach dem ende ruf ich an und erzähl ihr dass es super war.
sie schlägt vor, dass wir ein bierchen trinken könnten, so um halb elf.
um fünf vor halb elf – ich hab mich extra bemüht es ein bisschen knapp werden zu lassen – stehe ich an der bushaltestelle. um eins vor halb elf überlege ich, ein taxi zu nehmen. ich halte durch. um zehn nach halb elf betrete ich das lokal, im kopf bereits die fertige entschuldigung für meine verspätung.
um elf habe ich das erste bier getrunken.
um halb zwölf das zweite.
ich ruf an.
ich rede gerne mit ihrer mobilbox, ich könnte es hunderttausendmal hören wie sie ihren namen ausspricht!
um zehn nach halb zwölf ruft sie an: „ich bin gleich da“.
ich könnte sauer sein. ich habe gelernt sauer zu sein wenn einen wer sitzen lässt. nicht sauer zu sein, habe ich gelernt, würde bedeuten ein weichei zu sein.
ich entscheide mich für die weichei-variante. ich sitze glücklich bei meinem dritten bier und beobachte das leben rund um mich herum. in so einer bar gibts immer jede menge leben, kinder, die kaugummis verkaufen, zahnlos grinsende herren, lächerliche machojungs und viele sehr super aussehende frauen. was will man mehr?
kurz nach mitternacht kam sie. sie hat noch ihrem vater zum geburtstag gratuliert, auf dem weg einen freund getroffen mit dem sie lange nicht gequatscht hat und dann der verkehr und so. ich hab ihr erzählt wie sich ein europäer so fühlt wenn er wartet. es wurde ein wunderbarer abend.

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Buddha begegnet

Und weil mir fad war bin ich heute mit der strassenbahn in den urwald gefahren. Die Floresta da Tijuca beginnt ja nur zehn minuten von hier, man hat dort eine gute aussicht, kann quellwasser trinken und sieht unter baumriesen begrabene villen aus der steinzeit, so wie im Dschungelbuch.

Dann war da ein schild mit der aufschrift „buddhistischer tempel“ vor einer schmalen stiege, die auf einen steilen berg fuehrte. Bin ich natuerlich rauf, hunderte stufen emporspringend. Die stiege wurde von einer schwarzen katze bewacht und fuehrte in einen wald aus riesigen bambusbaeumen, in dem kleine affen ihren schabernack trieben. Dahinter erstreckte sich eine lichtung, von steinernen loewen umrandet, an deren ende ein einfaches haus stand. Ich trat durch eine offene tuer, die geradewegs in die kueche fuehrte. Der moench, der dort seinen dienst tat, wies mir den weg zum abt des klosters.

Dieser war ein alter mann mit halb erblindeten augen. Er sass in einer winzigen kammer vor einem tisch, der mit nylonsackerln und schriftstuecken uebersaet war. An der wand hing ein bild von Charlie Chaplin und eine auf neun stehengebliebene uhr.

Der alte abt hiess mich auf einem stuhl platz nehmen und erklaerte mir dann das leben. Er sagte mir, dass ich ein idiot sei und sonst noch allerlei vernuenftige dinge. So verging stunde um stunde, wir lachten viel und ich vergass meine dringenden termine. Der weise mann redete, fragte mich dies und das und ich gab ihm recht, bis er mich schliesslich mit glueckwuenschen und guten ratschlaegen entliess. Ich huepfte ueber die lange stiege und fuehlte mich ganz erleuchtet.

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clows wird clown

seit ich vor 15 jahren „ansichten eines clowns“ von heinrich böll dreimal hintereinander gelesen hab, schreibe ich mich manchmal clows. dann kam das internet. ich las nicht mehr viele bücher und schrieb dafür ernste und wichtige dinge. und clows klingt nicht so ernst und wichtig. dachte ich.

vor ein paar wochen besuchte ich in rio ein stück von marcio libar: „o pregoeiro“ (der marktschreier), in dem er das wesen des palhaço erklärt: „der clown ist der, der fällt. der irrt. der verliert. und verlieren tut jeder. wir verlieren vater, mutter, geliebte, freunde, haare, alles. und der clown, nachdem er alles verloren hat, hat nichts mehr zu verlieren. und wenn er nichts mehr zu verlieren hat, kann er machen, was er will.“ und was will er? geliebt werden, wie alle. der palhaço gibt sich der lächerlichkeit preis, nur um vom publikum geliebt zu werden. marcio brauchte nicht einmal eine halbe stunde, bis ich ihn liebte. dann wollte ich clown werden.

vergangenes wochenende führte marcio eine gruppe von 18 idiotinnen in die noble kunst des clownseins ein. in zwei langen tagen räumte er jede/n einzelne/n mit seinen bzw. ihren eitelkeiten und dummheiten ab wie einen christbaum. erst klein und schwach wie kinder konnten wir spielen wie kinder. wer menschen zum lachen und zum weinen bringen – und geliebt werden – will, dessen lachen und dessen tränen müssen echt sein.

nach einer reihe von spielereien, peinigungen und exerzitien ging es am ende darum, von zirkusdirektor „messiê“ marcio unter vertrag genommen zu werden. jede/r bekam eine rolle zugewiesen und sollte als mensch überzeugen. das dauerte bei manchen zehn sekunden und im schlimmsten fall zwei stunden. einer, ein professioneller schauspieler und humorist, schaffte es gar nicht – er war nicht in der lage, seine masken fallen zu lassen.

meine aufgabe war es, den macho zu machen. ich betrat die bühne und hatte vielleicht fünf worte gesagt, bis alle in tränen ausbrachen – vor lachen. ich wurde sofort unter vertrag genommen. ich war extrem glücklich. das glück trat mir aus den augen, floss durch den raum. und plötzlich fragt die süßeste im publikum den messiê unter tränen, ob sie auf die bühne gehen und mich umarmen dürfe. das war gegen alle regeln. ich sagte, ich hätt aber auch gern dass sie das tut und der messiê in seiner unendlichen großzügigkeit ließ gewähren. und dann kamen sie alle daher und umarmten mich, weil sie mich so fofo fanden. eben. und deshalb werde ich jetzt clown.

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CHEgado

Dem grenzbeamten sind zu viele stempel in meinem pass. was ich hier mache, und das gleich so oft? ich denke an abschiebung. eine halbe stunde sprachtraining.

Die ganze welt macht die scheunentore dicht, nicht mal unsereins wollen sie noch als einwanderer. Im april gabs noch webcamscans und fingerabdruecke von us-buergerinnen, als retourkutsche fuer homeland security. Die sind jetzt weg.

wohnung mieten geht mit touristenvisum eigentlich auch nicht. die vermieterin einer super 2raumwohnung mit aussicht um 90 euro/monat wuerde zwar auf papiere verzichten. dafuer besteht sie darauf, dass ausser einer einzigen von ihr persoenlich zu begutachtenden partnerin kein weiblicher besuch empfangen wird. rio ist auch in sachen sexualmoral vielfaeltig.

wozu eine wohnung? auch eine eigene telefonnummer schafft geborgenheit: +55 (21) 82032872, MESZ-5

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