dieStandard-Zitrone an Air Berlin & Playboy

Die Online-Zeitung dieStandard.at verleiht regelmäßig die „Zitrone“ für besonders schwere Fälle sexistischer Ignoranz. Diesmal geht sie an die Fluglinie Airberlin, in deren Bordservice, wie hier berichtet, Wixvorlagen inkludiert sind (ich krieg übrigens jede Menge Google-Treffer für dieses schöne Wort). Begründung der Redaktion: Es sei für Passagiere beiderlei Geschlechts nicht zumutbar, in einem öffentlichen (und derart engen) Verkehrsmittel mit einem Sitznachbarn konfrontiert zu werden, der sich gerade genüsslich über die Darstellungen im Playboy hermacht.

Außerdem zeigt sich die Autorin nach meinem Briefwechsel mit dem Chefredakteur des feministischen Fachmagazins für bildnerische Kunst und Fotografie erstaunt darüber, „wie jemand mit einer derart unerotischen Auffassung über den Playboy als Chefredakteur desselben Blattes hervorgehen konnte“.

dieStandard.at bringt aber noch einen weiteren wesentlichen Aspekt in die Diskussion ein – das Kulturding:

Die Flugbegleiterin verweist nicht etwa auf die Menschenwürde von Frauen oder das Wohl der Passagiere im Allgemeinen, wenn sie den provozierenden Autor maßregelt, der das Playmate des Monats an die Bordwand gepinnt hat. Ihr Argument lautet: „Hier reisen immerhin auch Angehörige von Kulturen, die sich durch solche Abbildungen gestört fühlen könnten.“ Schmortte wiederum findet in seiner Replik „eher jene Kulturen, die ihre Frauen unter den Schleier zwingen, wirklich frauenfeindlich.“

Das Argument der Flugbegleiterin liest sich wie die Ausrede einer Frau, die nicht als verklemmt dastehen will und obendrein die Politik der Geschäftsführung nicht in Frage stellen darf. Das Argument des Playboy-Chefs hingegen wie das Scheinargument eines Mannes, der den Unterschied zwischen Hochglanz-Erotik und Körperpolitik nicht auseinanderhalten kann. Wie praktisch, dass es inzwischen dieses Kulturding gibt: Es lässt sich nahtlos in jede sich auftuende Sprach-Lücke stopfen

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