Wie die Reichen die Welt retten. Not.
Jetzt hat es auch Mark Zuckerberg getan. Also zumindest angekündigt: Er will einen Großteil seines Vermögens, nämlich 99 Prozent seiner Facebook-Anteile im Wert von derzeit 45 Milliarden Dollar, spenden. Um „die Welt für die nächste Generation zu verbessern“, wie er anlässlich der Geburt seiner Tochter verlautete.
45 Milliarden Dollar sind ein Batzen Geld. Damit könnte man nach Ansicht mancher Expert_innen sieben mal das Welthungerproblem lösen. Sieben mal! Super, oder? Und das, wo die Welt auch ohne Zuckerbergs großzügige Zuwendung jetzt schon immer besser wird, wie er im Brief an seine neugeborene Tochter schreibt: „Health is improving. Poverty is shrinking. Knowledge is growing. People are connecting.“ Naja, als Folge der Wirtschaftskrise stieg die Zahl der Hungernden 2009 zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit über eine Milliarde, in den meisten Ländern steigt die soziale Ungleichheit und die Zahl der Armen. Und auch sonst flunkert Mark im Brief an seine Tochter ein bisschen, aber hey, ist ja noch ein Baby und Papa rettet gerade die Welt.
Und auch das nicht sofort, sondern „im Laufe unseres Lebens“ will er die Milliarden spenden,also zunächst mal eine Milliarde pro Jahr, und auch nicht wirklich spenden, sondern in eine Stiftung (bzw. eine LLC) einfließen lassen, die zum Beispiel in die Entwicklung neuer Technologien investieren soll. Also eigentlich eh bisschen sowas was Facebook jetzt schon zum Nutzen der Menschheit macht, connecting people und so, nur halt steuerschonender. Also: Noch steuerschonender, weil ohne Steuerschonung und ohne Datenmissbrauch wären die ganzen Milliarden nämlich gar nicht zusammengekommen, wie dieser Auszug aus dem Schwarzbuch Markenfirmen zeigt (zum Vergrößern draufklicken):
Solche Steuervermeidungstricks haben natürlich Folgen: Sie erzeugen Armut und Elend, weil öffentliche Infrastruktur, Bildung, Gesundheitsversorgung, Sozialhilfe usw. nicht mehr finanzierbar ist.
Wenn Zuckerberg nun angeblich 99 Prozent seines Vermögens spenden will, bedeutet das in Wahrheit, dass er er einen Teil des Reichtums, den er der Gesellschaft geraubt hat, nun weiterhin steuerschonend vermehrt – also die Gesellschaft weiter ausbeutet -, um einen kleinen Anteil davon möglicherweise (das kann niemand kontrollieren weil es keine transparenten Kontrollmöglichkeiten gibt) in Charity-Projekte, aber offenbar auch in die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftszweckes fließen zu lassen.
Und dafür gibt’s jetzt heftigen Applaus. Unter anderem auch von Melinda Gates, quasi der Mutter steuersparender und imageverbessernder Charity-Stiftungen.
Mit ihrer Stiftung hüpfen Microsoft-Gründer Bill und seine Frau Melinda Gates vor, was von solchen Konstruktionen zu halten ist: Nur rund fünf Prozent der Stiftungsgelder werden für gemeinnützige Projekte ausgegeben, der gigantische Rest zum Teil in Konzerne investiert, die Menschen eher ins Unglück stürzen als ihnen zu helfen. Während sich die Stiftung angeblich dem Kampf gegen Aids widmet, verdient sie ein Vermögen durch Aktien von Pharmafirmen, die mit überteuerten Patenten auf Aids-Medikamente Geschäfte machen und PatientInnen in ärmeren Regionen dem Tod preisgeben. In Nigeria förderte die Gates-Stiftung mit 167 Millionen Euro ein Impfprogramm gegen Kinderlähmung und Masern. Ungefähr doppelt soviel Geld investierte sie zuvor in Ölkonzerne wie Shell, ExxonMobil oder Total, die ebendort seit Jahrzehnten die Lebensgrundlagen zerstören.
Sowohl Bill Gates als auch Mark Zuckerberg haben Innovatives geleistet und könnten auch dann in Wohlstand leben, wenn sie keine Steuerflucht und keinen Datenklau betreiben würden. Aber sie hätten dann nicht die Macht, sich als Weltenretter aufzuspielen. Dass ihnen das so viele abkaufen, liegt sicherlich auch an ihrem Verkaufstalent. Aber vielleicht auch ein bisschen an der mangelnden Kritikfähigkeit jener, die ihnen das abkaufen.
Nachtrag 4.12.: Wie die angeblich wohltätige LLC Zuckerbergs funktioniert erfährt man hier
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