In Rio wurde heute der 59jaehrige ehemalige Drogenboss Jose Carlos dos Reis Encina getoetet, der vor allem fuer seine spektakulaeren Ausbrueche beruehmt war. Zuletzt fuehrte er – vom Gefaengnis aus – eines der groessten Taxiunternehmen Rios und galt so wie der im Maerz von Polizisten getoetete Lulu als Robin Hood der Armen, weil er einen Grossteil der Drogeneinnahmen in Sozialprojekte investierte.
Autor: Klaus Werner-Lobo
Wo stehen die Reichen?
Die Klasse der Wohlhabenden in Deutschland wächst. Obwohl sie als Arbeitgeber und Stifter in Erscheinung treten, entfernen sie sich vom Rest der Gesellschaft, schreibt die Zeit, und die globalisierungskritische Organisation Weed haelt den Social Watch Report Deutschland 2004 zum Download bereit.
Chirac prophezeit Rebellion der Armen
Brasiliens Praesident Luiz Inácio Lula da Silva schlug gestern in New York gemeinsam mit den Regierungschefs von Chile, Frankreich und Spanien die Einfuehrung einer internationalen Steuer auf Finanztransaktionen zugunsten der Armutsbekaempfung vor.
Sogar Frankreichs konservativer Praesident Jaques Chirac verteidigte den Vorschlag gegen die USA mit dem Hinweis, dass bereits mehr als hundert Laender fuer die Einfuehrung einer solchen Steuer seien. Chiracs denkwuerdige Warnung: „Der Lohn für Selbstsucht ist Rebellion.“
Auch der Vorschlag einer Steuer auf internationalen Waffenhandel stiess auf den Widerstand der Vereinigten Staaten. Lulas Seitenhieb auf die US-Regierung: „Hunger ist die gefaehrlichste Massenvernichtungswaffe der Welt.“
Anstandsfragen
Letzte Woche verabschiedete das brasilianische Parlament zwei Gesetzesnovellen, die den Weg ins 21. Jahrhundert weisen: Erstens wird Ehebruch nicht mehr als kriminelle Handlung angesehen.
Dafuer ist zweitens in Hinkunft Sex „mittels Betrug“ generell ein Verbrechen und nicht nur (wie bisher laut Gesetz), wenn er mit einer „anstaendigen Frau“ veruebt wurde. (Oja, Sex kann auch veruebt werden…)
Nicht novelliert wurde hingegen jene Passage, die die Entfuehrung von Frauen betrifft. Ihr zufolge verringert sich die Strafe um ein Drittel, „wenn die Entfuehrung zum Zwecke der Heirat erfolgte, und um die Haelfte, wenn der Taeter das Opfer freilaesst oder an einen sicheren Ort in Verfuegung der Familie bringt, ohne mit ihr irgendeinen libidinoesen Akt praktiziert zu haben.“
Und jetzt darf man nicht einmal mehr unanstaendige Frauen entfuehren.
CHEgado
Dem grenzbeamten sind zu viele stempel in meinem pass. was ich hier mache, und das gleich so oft? ich denke an abschiebung. eine halbe stunde sprachtraining.
Die ganze welt macht die scheunentore dicht, nicht mal unsereins wollen sie noch als einwanderer. Im april gabs noch webcamscans und fingerabdruecke von us-buergerinnen, als retourkutsche fuer homeland security. Die sind jetzt weg.
wohnung mieten geht mit touristenvisum eigentlich auch nicht. die vermieterin einer super 2raumwohnung mit aussicht um 90 euro/monat wuerde zwar auf papiere verzichten. dafuer besteht sie darauf, dass ausser einer einzigen von ihr persoenlich zu begutachtenden partnerin kein weiblicher besuch empfangen wird. rio ist auch in sachen sexualmoral vielfaeltig.
wozu eine wohnung? auch eine eigene telefonnummer schafft geborgenheit: +55 (21) 82032872, MESZ-5
fliegenscheiße
Ich find fliegenscheiße … schreibt man das jetzt getrennt oder mit doppel-s?Chomsky vs. Nader
Das, was wir unter Demokratie verstehen, treibt ja häufig seltsame Blüten. Nun ruft sogar der bekennende Anarchist Noam Chomsky zur Wahl von John Kerry auf – und zwar die potenziellen WählerInnen von Grün-Kandidat Ralph Nader, den Chomsky noch letztes Mal unterstützt hat.
Diesmal aber sei es top priority, George Bush zu stoppen: Noam Chomsky, Barbara Ehrenreich, Cornel West and others urge supporters of Ralph Nader to drop him to stop Bush.
Lula continues to play a beautiful game for Brazil
In letzter Zeit häufen sich die optimistischen Töne über Brasiliens wirtschaftliche Entwicklung. „Brazilian president Luiz Ignacio Lula da Silva’s popularity is safe as long as the economy and employment continue to grow“, schreibt heute der Guardian.
Monsanto hält Einzug in Europa
Erstmals hat die EU-Kommission gentechnisch manipuliertes Saatgut in den EU-Sortenkatalog aufgenommen und lässt damit den Anbau von 17 Genmais-Sorten zu, berichtet Telepolis
Ein kleiner Liter Öl auf großer Fahrt
Nachträglich der Hinweis auf eine spannende Reportage: „Die Zeit“ begleitete einen Liter Rohöl auf seiner Reise von der Quelle in Kuwait durch den Suezkanal nach Rotterdam und weiter zu einer Tankstelle bei Köln: Stationen einer Preissteigerung