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Diverse

Ein Augenblick Freiheit

Vormerken: Am 3. Oktober kommt mit Ein Augenblick Freiheit der erste Spielfilm des Dokumentarfilmers Arash T. Riahi in die Kinos. Arash, der selbst mit seinen Eltern als Achtjähriger vom Iran nach Österreich flüchtete, erzählt von der Odyssee und den Sehnsüchten iranischer Kurden, die über die Türkei nach Europa gelangen wollen. Und er zerreißt einem dabei das Herz – gerade weil er die Situation dieser Menschen so realistisch darstellt.

Der Film ist mitreißend, lustig und liebevoll – und nichts für schwache Nerven. Und jene Beamten und Politiker, die für das Leid von Asylsuchenden nur Zynismus übrig haben, sollten sich nach dem Film von den Kinoausgängen fern halten. Sie könnten wütende Empathie mit ihren Opfern zu spüren kriegen.

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dieStandard-Zitrone an Air Berlin & Playboy

Die Online-Zeitung dieStandard.at verleiht regelmäßig die „Zitrone“ für besonders schwere Fälle sexistischer Ignoranz. Diesmal geht sie an die Fluglinie Airberlin, in deren Bordservice, wie hier berichtet, Wixvorlagen inkludiert sind (ich krieg übrigens jede Menge Google-Treffer für dieses schöne Wort). Begründung der Redaktion: Es sei für Passagiere beiderlei Geschlechts nicht zumutbar, in einem öffentlichen (und derart engen) Verkehrsmittel mit einem Sitznachbarn konfrontiert zu werden, der sich gerade genüsslich über die Darstellungen im Playboy hermacht.

Außerdem zeigt sich die Autorin nach meinem Briefwechsel mit dem Chefredakteur des feministischen Fachmagazins für bildnerische Kunst und Fotografie erstaunt darüber, „wie jemand mit einer derart unerotischen Auffassung über den Playboy als Chefredakteur desselben Blattes hervorgehen konnte“.

dieStandard.at bringt aber noch einen weiteren wesentlichen Aspekt in die Diskussion ein – das Kulturding:

Die Flugbegleiterin verweist nicht etwa auf die Menschenwürde von Frauen oder das Wohl der Passagiere im Allgemeinen, wenn sie den provozierenden Autor maßregelt, der das Playmate des Monats an die Bordwand gepinnt hat. Ihr Argument lautet: „Hier reisen immerhin auch Angehörige von Kulturen, die sich durch solche Abbildungen gestört fühlen könnten.“ Schmortte wiederum findet in seiner Replik „eher jene Kulturen, die ihre Frauen unter den Schleier zwingen, wirklich frauenfeindlich.“

Das Argument der Flugbegleiterin liest sich wie die Ausrede einer Frau, die nicht als verklemmt dastehen will und obendrein die Politik der Geschäftsführung nicht in Frage stellen darf. Das Argument des Playboy-Chefs hingegen wie das Scheinargument eines Mannes, der den Unterschied zwischen Hochglanz-Erotik und Körperpolitik nicht auseinanderhalten kann. Wie praktisch, dass es inzwischen dieses Kulturding gibt: Es lässt sich nahtlos in jede sich auftuende Sprach-Lücke stopfen

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Post von Playboy

weil ich die billigfluglinie airberlin wegen der verteilung von wixvorlagen an board kritisiert habe, hat mir nun der chefredakteur des aufklärerischen hochglanzmagazins playboy eine e-mail geschickt:

Lieber Klaus Werner-Lobo,

Sie haben Recht. Im Playboy sehen Sie nackte Frauen – wie übrigens auch in der Londoner Tate Gallery oder im Museum of Modern Arts. Und ich habe noch nie gehört, dass sich dort Besucher über Aktbilder beschweren würden – sei es als Gegenstand in der bildnerischen Kunst oder im Bereich der Fotografie. Man kann ein Bild als schön oder weniger schön empfinden – aber Nacktheit per se als diskriminierend zu betrachten, würde unsere Kunstgeschichte um einen wichtigen Gegenstand berauben. Wirklich frauenfeindlich finde ich eher jene Kulturen, die ihre Frauen unter den Schleier zwingen.

Nun gut, das ist natürlich Ansichtssache. Aber ein Magazin wie den Playboy als „Herren- “ (rund 15 Prozent der Käufer sind übrigens weiblich) oder noch schlimmer als „Sexmagazin“ zu bezeichnen, das ist schlichtweg falsch. Nur ein Beispiel: Wenn unsere Reporter über Al Basrah berichten – die größte Ölplattform im Persischen Golf – auf der die Feinde von gestern heute gemeinsam Wache schieben, die US-Marines Seite an Seite mit den ehemaligen Soldaten Saddam Husseins, dann ist das eine Geschichte, die auch den „Stern“ oder den „Spiegel“ schmücken würde. Das gilt im übrigen für viele unserer Geschichten – auch für den Report über die Monsterdroge Methamphetamin in dem von Ihnen zitierten Heft.

Wenn Sie Playboy lesen würden, würden Sie viele solcherThemen entdecken. Aber scheinbar halten Sie es ja lieber mit dem Máximo Líder Fidel Castro – auch wenn Kuba neben Nordkorea die Freiheit der Medien stärker unterdrückt als alle anderen Länder dieser Welt. Aber auch das ist natürlich Geschmackssache. Ich lebe nun mal lieber in einem Land, dass Freiheit definiert als die Freiheit des Andersdenkenden.

Insofern, danke für Ihre Kritik.

Herzlichst

Ihr Stefan Schmortte
Chefredakteur

Ich habe zurückgeschrieben:

lieber stefan schmorrte,

danke für ihre e-mail. ich habe allerdings mit keinem wort die abbildung nackter frauen in ihrem magazin kritisiert oder nacktheit per se als diskriminierend betrachtet. ich würde sogar jederzeit offensiv dafür eintreten, dass erwachsene menschen die freiheit haben sollen, sich nackt bzw. in aufreizenden posen fotografieren zu lassen oder sich an solchen abbildungen ästhetisch bzw. sexuell zu erbauen.

freiheit endet aber dort wo die freiheit anderer eingeschränkt wird. was ich airberlin – und nicht ihrem magazin – vorwerfe, ist die tatsache, dass die fluglinie z.b. alleinreisenden frauen, kindern und anderen fluggästen zumutet, diese abbildungen auch dann zu konsumieren, wenn sie sich dadurch gestört fühlen. oder im schlimmsten fall sogar neben jemandem zu sitzen zu kommen, der sich an solchen abbildungen aufgeilt. ich denke sie sind realistisch und feinfühlig genug um zu wissen dass eine solche situation für betroffene in jedem fall sehr unangenehm ist. und wenn nicht: warum wurde ich dann von der airberlin-mitarbeiterin aufgefordert, die playmate von der bordwand zu nehmen?

ps: übrigens halte ich es nicht mit fidel castro, ich halte aber auch nichts davon mit dem gesundheitszustand anderer billige späßchen zu treiben, auch wenn das journalistische flachwurzler wie die macher des airberlin-magazins tun.

mit herzlichen grüßen
klaus werner-lobo

übrigens: wer sich über das foto oben links wundert – das ist ausgleichende gerechtigkeit, künstlerische freiheit oder was immer man will…und würde durchaus auch den „stern“ oder den „spiegel“ schmücken…

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Crowdsourcing für den grünen Wahlkampf

Der Wiener Grüne Christoph Chorherr betreibt (so wie sein Parteikollege Peter Pilz) eines der interessanteren Weblogs österreichischer PolitikerInnen. Für den bevorstehenden Nationalratswahlkampf ruft Chorherr gemeinsam mit meinem Cousin Helge dazu auf, Ideen und Plakatentwürfe für die grüne Wahlwerbung zu liefern.

Ich bin in Designfragen nicht kompetent, auch wenn’s mir manchmal sogar Spaß macht (siehe diese Seite und unsdiewelt.com). Aber ich finde die Idee des Crowdsourcings sehr gut. Auch wenn ich mir (ähnlich wie wissenbelastet) über die Bedeutung von Wahlplakaten nicht sicher bin: Allein der Diskussionsprozess, der damit in Gang gesetzt wurde, ist begrüßenswert. Die mannigfachen Reaktionen auf Chorherrs Initiative zeigen, dass das angeblich so politikverdrossene Volk plötzlich große Lust auf politische Partizipation hat, wenn ernstgemeinte Mitsprachemöglichkeiten in Aussicht gestellt werden.

Gerade in diesem Sinne ist übrigens Chorherrs eigener Plakatentwurf (siehe links), der die Rot-Schwarze Koalition in listiger Anspielung auf die AnarchistInnenfahne als „Chaos“ hinstellt, unredlich. Wer das alte Vorurteil aufwärmt, dass Anarchismus Chaos bedeutet, demonstriert nur seine Ignoranz gegenüber den partizipatorischen Ansprüchen anarchistischer Vordenker (wie z.B. des Salzburgers Leopold Kohr).

Ich denke, dass angesichts aktueller Ereignisse – die elitäre Missachtung der Bevölkerung in EU-Fragen (auch durch die Grünen) auf der einen, nationalistischer Populismus auf der anderen Seite, das rechtsstaatlich fragwürdige Durchpeitschen von Überwachungsstaat und rassistischer Migrationspolitik, die Entmachtung demokratischer Institutionen im Sinne der Konzernlobbys und skandalöse Auswüchse wie die willkürliche Aufhebung von Bürgerrechten durch den §278a im Falle der inhaftierten TierschützerInnen – dringend eine Antwort auf die tiefsitzende Demokratiekrise gefunden werden muss. Wenn Kronenzeitung, Innenminister, WTO und der politische Archetypus George Wladimirowitsch Berluscozy die Macht übernommen haben, geht es vor allem darum, die Macht wieder für den demokratischen Souverän zurückzuerobern.

Chorherrs Initative ist ein guter Ansatz in die richtige Richtung. Die Grünen könnten diesen Weg zum Ziel machen, auch im kommenden Wahlkampf: Die Demokratie im regionalen, europäischen und globalen Kontext rückzuerobern und zu erneuern. Wenn die Grünen das wollen, sollen sie es meinetwegen auf Plakate schreiben. Wichtiger ist, dass sie ihren Anspruch auf mehr Partizipation in allen Politikfeldern glaubwürdig machen – und nicht nur beim Plakatdesign.

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airberlin-Bordservice mit Wixvorlage

Von Wien nach Berlin zu fliegen ist natürlich ökologischer Wahnsinn. Dass es auch noch um ein Vielfaches billiger ist, als mit dem Zug zu fahren, ist politisch gewollte Idiotie. Doch solche Bedenken sollen zumindest heterosexuelle männliche Fluggäste der Billigfluglinie airberlin nicht plagen.

Wer sich an der  Jubelmeldung über den trüblichen Gesundheitszustand des máximo lider („Kuba libre ohne Fidel“) im airberlin-Magazin nicht genug aufgegeilt hat, kann dort auch zum Herrenmagazin Playboy greifen.

Was ich natürlich tat und eilfertig auch gleich die Playmate des Monats der allgemeinen Erbauung zuführte, indem ich sie bestimmungsgemäß an die Bordwand gepostert habe.

Die etwas ausführlicher bekleideten Stewardessen reagierten zunächst mit irritiertem Wegschauen. Erst gegen Ende des Fluges kam die Chefstewardess auf mich zu und bat mich, das Poster wieder abzunehmen: „Hier reisen immerhin auch Angehörige von Kulturen, die sich durch solche Abbildungen gestört fühlen könnten.“

Der Meinung bin ich auch.

Ganz abgesehen davon, dass weiblichen oder schwulen Fluggästen von airberlin keine entsprechenden männlichen Anschauungsobjekte angeboten werden: Wie fühlen sich wohl alleinreisende Frauen, wenn sich männliche Sitznachbarn bei airberlin-Flügen an Sexmagazinen ergötzen? Das möchte ich airberlin fragen. Und hier über allfällige Reaktionen berichten.

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EUuuh, auweh, ojeh, owei

Die alte Dame Europa hat ihre beste Chance verpasst. Nein, nicht wegen des Vertrags von Lissabon, den ein paar irre Iren den Abermillionen europhorischer Kontinentaleuropäer madig machen. Sie hat die Chance nicht genutzt, sich in Zukunft mit „die Euro“ statt „der Euro“ anreden zu lassen. Wo doch klar ist, wer von den beiden beliebter ist! Oder hat jemand unter all den Fähnchen mit oder ohne Zeitungslogo eine einzige EU-Fahne wehen gesehen? Und warum ist das außer mir fast niemandem abgegangen?

Vielleicht, weil die europäischen Eliten und ihre Medienvertreter auf die Fanmeile vergessen haben (ja, auch die gibt es!). Weil sie dort nur nationalpopulistische Hooligans (Krone, Strache, H.P.Martin) vermuten, fordern sie alle KritikerInnen pauschal auf, sich doch bitte einfach zu schleichen. „Ame-o ou deixe-o“ hieß das in der brasilianischen Diktatur der Siebziger Jahre: Love it or leave it. Und jetzt, wo die ganze Sache den Shannon runter ist, schreibt das neue Duo Waldorf & Stettler an der Spitze der österreichischen Sozialdemokratie einen Brief an Kermit den Froschkönig (dessen Zustandekommen profil-Chefsatiriker Rainer Nikowitz treffend skizziert) und verspricht den Hooligans Freibier.

Der Falter hat vergangenen Mittwoch einen Leserbrief von mir veröffentlicht, in dem ich den Versuch einer Kommentatorin kritisiert habe, auch intellektuell redliche Kritik am Vertrag von Lissabon zu delegitimieren:

Die Iren haben laut Umfrage der Irish Times mehrheitlich gegen den EU-Vertrag gestimmt, weil sie ihn als unverständlich und intransparent empfinden. Das ist er auch. Maßgebliche Entscheidungsträger haben zugegeben, ihn nicht einmal gelesen zu haben. Kompetente Kritiker, die frei von jedem Nationalismusverdacht sind, befürchten eher Einschränkungen als den Ausbau der europäischen Demokratie und die Festschreibung neoliberaler Ziele. Das ist ihr demokratisches Recht, genauso wie es das demokratische Recht der EU-Bevölkerung wäre über ein verständliches Vertragswerk mitentscheiden zu können. Hier stehen nicht 4 Millionen Iren gegen eine Halbe Milliarde Europäer, sondern ein Elitenprojekt gegen den zum Untertan gemachten Souverän. Dass auch der Falter nun das autoritäre “If you don’t love it, leave it”-Geschrei mitmacht zeugt von mangelndem Demokratieverständnis. Dass er eine Phalanx – also eine geschlossene Front – zwischen intellektuell redlichen, prinzipiell EU-freundlichen und vor allem antinationalistischen Kritikern  und den Rechtspopulisten herbeilügt, ist nicht nur “ziemlich unappetitlich”, sondern rufschädigend.

In seinem Offenen Brief an SPÖ-Chef Werner Faymann im gestrigen Online-Standard offenbart nun leider auch ein Aktivist der Plattform Volxabstimmung (eigenmächtig und deren Namen missbrauchend, wie mir gesagt wird), dass Demokratie für ihn Nebensache ist: „Lassen Sie mich als einer der BürgerInnen, deren Forderung Sie jetzt ernst nehmen, sagen: Was soll’s, Hauptsache die SPÖ hat Ihre demokratiemissachtende Position aufgegeben. Wie es dazu gekommen ist, ist Nebensache.“ Demokratie per Leserbrief an die Krone – was soll’s? Ich möchte hier festhalten, dass diese Art Schleimerei mit „intellektuell redlich“ nicht gemeint ist.

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Naked Bike Ride in Wien

Letztes Jahr bin ich in Paris mitgeradelt, am Freitag findet das diesjährige Nacktradfahren in Wien statt. Erwartete 400 RadfahrerInnen werden teilweise unbekleidet, bunt bemalt oder kostümiert am 20. Juni durch die Stadt rollen. Der „Naked Bike Ride“ soll auf die Verletzlichkeit von RadfahrerInnen und FußgängerInnen gegenüber dem Autoverkehr aufmerksam machen. Treffpunkt ist am 20. Juni um 16.30 Uhr am Margaretenplatz im 5. Wiener Bezirk. Die Critical Mass-Bewegung ist 1992 in San Francisco als globale Bewegung entstanden, die seit damals das Ziel verfolgt, RadfahrerInnen volle Akzeptanz im Straßenverkehr zu gewähren und zu einem respektvolleren und bewussteren Umgang zwischen allen Verkehrsteilnehmern beizutragen.

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